Auftaktniederlage gegen SV Luftfahrt Berlin II

AC Germania – SV Luftfahrt Berlin II 9:27

Die Ringer vom AC Germania Artern verlieren ihren ersten Kampf in der Regionalliga Mitteldeutschland gegen Luftfahrt Berlin II mit 9:27.
Fast 700 Zuschauer sorgen auf der Werner-Seelenbinder-Freilichtbühne im Salinepark für eine einzigartige Atmosphäre

Die gute Nachricht erreichte die Ringer vom AC Germania Artern am Samstag schon einige Stunden vor dem Kampfbeginn gegen Luftfahrt Berlin II: Petrus wollte einer spektakulären Rückkehr der Ringer in die Regionalliga nicht im Wege stehen. Lange hatte man in der Unstrutstadt gezittert, gebetet und gehofft, dass sich die widrigen und teils auch völlig unterschiedlichen Wetterprognosen mit einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von bis zu 70 Prozent nicht bewahrheiten würden. Mit Erfolg. Zwar kamen Freitagnacht und Samstagvormittag zwei ordentliche Huschen herunter, aber ab dem Nachmittag stand fest, dass dem Saisonauftakt auf der Werner-Seelenbinder-Freilichtbühne im Salinepark nichts im Wege stehen würde. So eine Veranstaltung ist ja auch immer mit einer Menge Organisation verbunden. Die Bühne muss aufgebaut werden, die Licht- und Tontechnik ebenso. Und am Ende kann alles umsonst gewesen sein, wenn das Wetter nicht mitspielt. Doch die Germanen haben offenbar einen guten Draht nach oben. Erstmals seit 2003 bestritten sie wieder einen Kampf auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten. Ein tolles Erlebnis vor einzigartiger Kulisse für Fans und Sportler gleichermaßen. Fast 700 Zuschauer wollten die Arterner zum Sieg gegen den klaren Favoriten aus der Hauptstadt mit Trommeln, Sprechchören und begeisterndem Klatschen anfeuern. Unter ihnen war mit Vaclav Scheiner auch ein Ex-Germane, der vor zwei Wochen noch bei den Olympischen Spielen in London als Kampfrichter im Einsatz war und am Samstag gemeinsam mit seiner Frau Sarka den Weg von Tschechien in die Unstrutstadt auf sich nahm. Eine noch längere Anfahrt hatte eine Delegation aus der rumänischen Partnerregion des Kyffhäuserkreises, Bistrita-Nasaud. Die Nachwuchsathleten einer Sportschule sind seit Mittwoch in Artern. Für sie war die Stimmung auf der Freilichtbühne mit Sicherheit ganz gewiss ein genauso tolles Ambiente wie für die vielen Veteranen und ehemaligen Ringer im Publikum.

Für die Athleten wartete mit Luftfahrt Berlin II indes ein äußerst undankbarer Gegner zum Auftakt nach dreijähriger Regionalliga-Absenz. Schon am vergangenen Wochenende siegten die Hauptstädter gegen Germania Potsdam deutlich 26:12 und konnten in Artern auf eine noch stärkere Besetzung zurückgreifen. Weil das Bundesliga-Team der Berliner am Wochenende keinen Kampf hatte, fanden sich gleich drei Ringer aus dem ersten Team in der Reserve wieder. „Die haben uns die Grenzen aufgezeigt“, musste sich ACG-Trainer Michael Getschmann nach der 9:27-Niederlage eingestehen. Arterns Jab Gabor Scholz war gleich im ersten Duell (55 kg freier Stil) gegen den Berliner Johnny Roßbach chancenlos und verlor alle drei Runden deutlich. Neuzugang Daniel Geist, der Rückkehrer aus Eisleben, holte im Kampf der Schwerathleten bis 120 Kilo (griechisch-römisch) die erste Runde und damit den ersten Punkt für die Germanen. Sofort hallten die „AC, AC, AC“-Rufe durch den Salinepark. Immer wieder trieben die Zuschauer den Hünen mit ihren „Geisti“-Gesängen an. Am Ende musste aber auch er sich dem Bundesliga-Ringer Lukasz Dublinowski geschlagen geben (1:3).

Als Stephan Knopf in seinem Kampf (60 Kilo griechisch-römisch) ebenfalls die erste Runde abgeben musste, wurde Moderator Thomas Grosche ein wenig bange. „Irgendwie ist heute der Wurm drin“, sagt er verzweifelt. Doch Knopf wollte vor „seinem“ Publikum nicht verlieren . Mit einer Energieleistung drehte er den Kampf gegen Michael Schmieder am Ende zum 3:1 und holte damit den ersten Sieg eines Germanen. Mit Siegerfaust, einem Applaus für die Zuschauer und voller Adrenalin verließ er die Bühne. „Da war auch etwas Wut im Bauch dabei“, gab er zu. Es blieb der einzige Sieg für einen Arterner an diesem dennoch tollen Abend. Patrick Ortmann, Christian Kleint, Marcel Münchhoff und Jan Friedel blieben chancenlos. Maximilian Heft reizte mit einem starken Auftritt noch einmal das Publikum und Moderator Grosche. „Das sieht doch mal nach Ringen aus“, entfuhr es ihm voller Freude. Doch letztlich verlor auch Heft. „Der Auftakt hat gezeigt, was für ein brutales Niveau in der Regionalliga herrscht“, sagte Getschmann, der sein Team zwar als Außenseiter gesehen hatte, aber doch ein wenig über das klare Ergebnis verwundert war. „Die haben sich so stark aufgestellt, dass sie sogar eine Gewichtsklasse unbesetzt lassen konnten. Die wussten, dass es auch so reicht“, sagte der Trainer mit Blick auf die 74-Kilo-Klasse im freien Stil. Hier siegte Juan Nguyen ohne Gegner kampflos 4:0. „Jetzt heißt es Kräfte bündeln für den nächsten Kampf“, blickte Getschmann bereits nach vorn. Am kommenden Samstag wartet auswärts mit KG Frankfurt/Oder bereits der nächste Kracher auf die Arterner. Bei den Brandenburgern ging der Auftakt gegen WKG Leipzig/Taucha II zwar deutlich enger zu, am Ende konnten die Frankfurter aber 19:18 gewinnen. Sicher wird diese Aufgabe für den AC nicht einfacher als der Kampf am Samstagabend.

Von Alexander Krospe Mehr Bilder vom Ringen auf der Arterner Freilichtbühne in einer Diaschau im Internet: @ TA-Bildgalerie

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