Bericht: Tim Walther Bilder: Kristin Krüger
Die Luft in der Unstruthalle war elektrisierend, als der AC Germania Artern am Samstagabend den RV Hannover empfing. Der 13. Kampftag der Regionalliga Mitteldeutschland versprach ein wahres Spektakel – und lieferte weit mehr, als selbst wohl die kühnsten Fans erwartet hatten. In einem nervenaufreibenden Duell, das bis zum letzten Kampf auf Messers Schneide stand, drehte Artern nach einem deutlichen Rückstand zur Pause, das Blatt um und sicherte sich mit 18:15 den dritten Saisonsieg.
Im Limit bis 61 kg eröffnete Jack Eisenhardt gegen Samim Safari den Abend. Beide Trainer hatten auf einen Sieg ihrer Athleten gesetzt, doch Jack fand nicht in den Kampf. Nach einer aktiven Startphase des Arterners übernahm Safari die Kontrolle und ging mit beeindruckenden Würfen 10:1 in Führung. Auch in Runde zwei blieb er überlegen und siegte technisch überlegen mit 15:2. Ein erster Dämpfer für die Germanen.
Im zweiten Kampf des Abends setzte Michal Pietrzak mit nur 87 kg in der 130 kg Klasse ein Ausrufezeichen. Gegen den Hannoveraner Sorena Rahimi begann das Duell zunächst hektisch, geprägt von Fingerfassen und Kopfstößen. Doch nach gut einer Minute brachte Michal seinen Gegner in die Bodenlage und zeigte mit seinem gefürchteten „polnischen Hammer“ seine ganze Klasse. Keine 20 Sekunden später stand der Schultersieg für den ACG fest. Die Halle tobte und feierte den ersten Höhepunkt des Abends.
Wayne Lüdecke stellte sich nach verletzungs- und arbeitsbedingten Hürden in den Dienst der Mannschaft und kochte innerhalb eines Tages vier Kilogramm Gewicht ab. Im Kampf gegen Naser Sayedi begann Wayne stark, sammelte durch Beinangriffe früh Punkte und kämpfte bis zur letzten Sekunde. Trotz zweier Chancen, seinen Gegner auf die Schultern zu legen, fehlten nur wenige Zentimeter zum Erfolg. Im Kampfverlauf machten sich die Strapazen der kurzfristigen Gewichtsreduktion bemerkbar und Sayedi konnte das Duell knapp mit drei Punkten Vorsprung für sich entscheiden. Ein Kampf voller Einsatz, der Anerkennung verdient.
Eine erfreuliche Überraschung für die Fans bot der Kampf bis 98 kg. Ondra Havelka kehrte nach langer Verletzungspause auf die Matte zurück. Gegen Amir Adim zeigte Havelka eine starke erste Runde und konnte den Standkampf weitgehend kontrollieren. Doch in der zweiten Runde wendete Adim das Blatt und entschied den Kampf mit 6:3 noch für sich. Trotzdem: Wellcome back, Ondrej!
Im letzten Duell vor der Pause traf Andre Günther auf Dzheikun Alizade. Der Hannoveraner dominierte von Beginn an, sicherte sich durch einen Herumreißer erste Punkte und nutzte schließlich einen kurzen Moment der Unachtsamkeit von André aus. Ein Hüftangriff brachte Alizade den Schultersieg und weitere Punkte für den RV Hannover.
Mit einem Zwischenstand von 11:4 für Hannover ging es in die Pause – die Arterner Ecke wirkte ratlos und die Halle war plötzlich still.
Ibragim Ismailov brachte die Anhänger und Mannschaft zurück ins Spiel. Im Kampf bis 86 kg gegen Paul Wennin agierte der Arterner in Runde eins zunächst ruhig und taktisch klug, sammelte durch clevere Angriffe wichtige Punkte. In der zweiten Runde schaltete er einen Gang höher, setzte die Marschrichtung und entschied den Kampf für sich. Beinangriff – Zange – Schultersieg! Das Publikum tobte.
Sollte heute Abend doch noch der zweite Heimsieg folgen?
Doch die erste Euphorie erhielt im darauffolgenden Duell erneut einen Dämpfer. Kasper Wrzesinski (75 kg) traf auf Alireza Hussaini. Einen der stärksten Ligaringer. Kasper startete konzentriert und erzielte durch einen Außenwurf vier Punkte. Doch Hussaini übernahm umhehend das Kommando, punktete mit schnellen Beinangriffen und Abreißern und zwang Wrzesinski nach etwas mehr als vier Minuten zur technischen Niederlage. Ein starker Kampf, der dennoch zugunsten des Hannoveraners endete.
Mit drei verbliebenen Kämpfen und einem Rückstand von sieben Punkten war die Ausgangslage für den AC Germania Artern alles andere als ideal.
Doch Jan Zizka sorgte im Duell gegen Omid Khesraw für den erhofften Befreiungsschlag.
Obwohl der angeschlagene Tscheche zu Beginn Schwierigkeiten mit dem hektischen Stil seines Gegners hatte, kämpfte er sich Stück für Stück ins Match. Ein Abreißer mit anschließenden Rollen brachte die ersten Punkte auf das Konto von Jan. Zwischenzeitlich überraschte Khesraw mit einem Wurf, doch Zizka ließ sich davon nicht beeindrucken. Unermüdlich drängte er weiter und vollendete schließlich mit einem perfekt angesetzten verkehrten Kopfhüftschwung.
Nach gut zwei Minuten fand sich der Hannoveraner auf beiden Schultern wieder und die Halle tobte erneut. Der Rückstand war auf drei Punkte geschmolzen und die Spannung im Hexenkessel greifbar – alles schien nun plötzlich möglich zu sein!
Im Limit bis 80 kg traf Max Neubert auf Andrej Zugrav und von Beginn an dominierte er das raue Geschehen. Fingerfassen, Kopfstöße – Kampfrichter Jähnichen hatte alle Hände voll zu tun. Doch Max bewahrte die Ruhe und setzte konsequent seinen Stil durch. Mit kluger Taktik stellte er seinen Gegner passiv und nutzte die Bodenlage, um mit einem sehenswerten Ausheber weitere wichtige Punkte zu sammeln. Doch ein Schreckmoment folgte, als Zugrav ihn überraschend in die Bodenlage beförderte und zwei Punkte aufholte. Nach kurzem Innehalten fand Max jedoch zurück in den Kampf und ließ ab diesem Moment keine Zweifel mehr aufkommen. Zugrav hatte keine Chance mehr ihn in Bedrängnis zu bringen. Am Ende sicherte Max zwei wichtige Mannschaftspunkte für den AC Germania und hielt die Hoffnung auf den Gesamtsieg am Leben.
Der abschließende Showdown war perfekt: Ein Punkt Rückstand und ein allerletzter Kampf!
Pascal Göbel trat nun im 80 kg Limit Freistil gegen Khwaja Sorosh Kouhestani. „Kalle“ fand an diesem Abend zu alter Form zurück und zeigte von Beginn an Entschlossenheit. Ein doppelter Beinangriff brachte vier Punkte und die Fans aus ihren Sitzen. Die Halle spürte, dass der Sieg greifbar war und feuerten Pascal zum Sieg an. Nach kurzem Taktieren folgte der entscheidende Moment – „Kalle“ setze zum nächsten Angriff an, wurde jedoch ausgekontert. Er blieb jedoch voller Kampfgeist in der Aktion und legte seinen Gegner auf die Schultern. Kampfrichter Jähnichen blieb nichts anderes übrig als abzuklopfen – der Schultersieg war perfekt und die Halle explodierte vor Jubel.
Mit 18:15 triumphierte der AC Germania Artern nach einem wahren Kraftakt über den RV Hannover und bleibt damit ungeschlagen gegen den Mitaufsteiger.
Ein Kampfabend voller Dramatik, Emotionen und großem Teamgeist. Der dritte Saisonsieg für Artern ist verdient und zeigte einmal mehr die Kämpfermentalität des Teams. Was für ein toller Abend in der Unstruthalle!!