Nach Zweitliga-Aufstieg: Artern braucht neuen Vereinspräsidenten

Der ACG-Vorsitzende  Gerd Pillep stellt sich nach 45 Jahren bei der nächsten Mitgliederversammlung nicht  zur Wiederwahl

Das Interview wurde geführt von: Alexander Krospe (Thüringer Allgemeine)
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ACG-Präsident Gerd Pillep (r) mit Meistertrainer Michael Getschmann (l) nach dem letzten Kampf gegen Lugau.

 

Gerd Pillep, die Weihnachtsfeiertage dürften Sie nach dem Aufstieg des AC Germania Artern in die 2. Ringer-Bundesliga sehr genossen haben. Was haben Sie beim größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefühlt?

Das ist ein Riesenerfolg, der viele Väter hat und für den sehr viele Menschen verantwortlich sind.   In unserem Verein haben wir eine besondere Fülle an Helfern. Da sitzen viele   in einem Boot. Aber ich sage bewusst, dass es ein Riesenerfolg ist. Gegen die Bezeichnung „Größter Erfolg der Vereinsgeschichte“ wehre ich mich. Es ist einer der vielen schönen Erfolge und Höhepunkte. Ein weiterer war zum Beispiel der Gewinn der deutschen Meisterschaft mit der Nachwuchsmannschaft im Jahr 2003. Da waren wir die Besten der gesamten Bundesrepublik.

Was bedeutet der Aufstieg für Artern und speziell den AC Germania?

Das bedeutet vor allem, dass sich alle Mitstreiter noch mehr strecken  müssen.  Wir wissen, dass das eine verdammt harte Herausforderung wird, in finanzieller, aber auch in sportlicher Hinsicht.

Um welchen Betrag muss der AC Germania  seinen Etat für die 2.  Bundesliga aufstocken?

An einer genauen Zahl lässt sich das schwer festmachen. Aber mindestens 30 Prozent mehr Etat muss man schon rechnen.

Wie holt man das Geld rein? Müssen sich die Zuschauer auf höhere Eintrittspreise einstellen?

Ja, die Eintrittspreise können erhöht werden. Wir wollen uns da an den Preisen der Vereine aus dem Umfeld orientieren, die ebenfalls in der zweiten Liga ringen. Von bisher drei Euro wird wohl eine Erhöhung auf fünf Euro stattfinden. Ich denke, das sind immer noch sehr moderate Preise.

Für die 2. Bundesliga wird die Unstruthalle nicht den Anforderungen des deutschen Ringerbundes entsprechen. Wie soll diese Problematik angegangen werden?

Die Halle entspricht in der Tat nicht den Voraussetzungen des Bundesliga-Reglements. Es gibt aber die Möglichkeit der Sonderregelung und die wollen wir wahrnehmen. Wir werden einen Antrag stellen und das müsste dann auch funktionieren. Wir sind ein Verein, der von unten nach oben kommt, da sollte das eigentlich kein Problem sein.

Wird ungeachtet dessen etwas an der Halle passieren?

Es gibt ein paar Trümpfe. Die Eingänge und Notausgänge  reichen nicht aus für so viele Zuschauer. Da sind wir dran, das etwas passiert. Die Halle an sich ist ein relativ hohles Wesen. Es ist nur ein bestimmtes Volumen da. Beispielsweise eine Wand rauszureißen, ist nicht billig. Mehr aus der Halle  zu machen, ist also keine kostenbillige Variante.

Wie soll das finanziert werden?

Kyffhäuser-Kreissportbund-Präsident Dr. Andreas Räuber hat ja glücklicherweise bereits seine Unterstützung zugesagt. Allerdings sind wir relativ spät dran. Die Fördermittel für 2015 sind schon  zu großen Teilen vergeben. Aber wir konnten den Aufstieg ja nicht ahnen.   Deshalb sind Sponsoren und Unternehmen gern gesehen. Es muss ja kein Geldbetrag sein, der uns hilft, sondern auch Materialien oder die handwerkliche Arbeit. Bisher haben unsere Aktivitäten viel gebracht. Thomas Grosche und Steffen Knoll knien sich in das Thema rein. Letztendlich sollen die Hallenmaßnahmen ja nicht nur für ein Jahr, sondern für länger sein. In dem Zusammenhang muss man auch sagen, dass uns die Stadt Artern sehr viel hilft und wirtschaftlich ebenfalls entgegen kommt. Im Januar haben wir wahrscheinlich auch eine Besprechung mit der Stadt wegen der Halle.

Wie wird der Kader in der nächsten Saison aussehen?

Klar ist, dass wir einen leistungsstärkeren Kader in der 2. Bundesliga brauchen. Aber wir wollen auf keinen Fall ohne unsere Eigengewächse in die 2. Bundesliga gehen. Die sollen ihre Einsätze und Erfahrungen bekommen. Deshalb machen wir schließlich die Kinder- und Jugendarbeit und einige unserer Talente haben ja in der abgelaufenen  Regionalliga-Saison gezeigt, dass sie mithalten können.

Michael Getschmann hat trotz Rücktrittsgedanken versprochen, auch in der kommenden Saison Trainer der Männermannschaft zu bleiben. Wie sieht die Zukunft des AC Germania in anderen Bereichen aus?

Ich kann verkünden, dass ich  nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren werde. Ich bin jetzt 73 Jahre alt, da müssen jüngere Kräfte ran. Dem Verein ist dieser Schritt lange bekannt und ich hoffe, dass wir diesen Schritt bewältigen werden. Die Mitgliederversammlung muss  im ersten Quartal 2015, also bis spätestens zum März stattfinden. Einen genauen Termin  dafür haben wir noch nicht.

Das ist ein Hammer! Ringen in Artern ohne Gerd Pillep kann man sich nur schwer vorstellen. Wer soll denn Nachfolger werden?

Es gibt im Vorstand gemeinsame Überlegungen. Wir haben Jemanden im Auge.  Am 13. Januar findet eine erweiterte Vorstandssitzung statt, vielleicht haben wir dann den Kandidaten.

Ihr Erbe nach 45 Jahren als ACG-Präsident anzutreten, wird alles andere als einfach. Und das, wo der AC Germania gerade den vielleicht schwierigsten Schritt der Vereinsgeschichte geht. Wie soll die Ablösung aussehen?

Ich stehe meinem Nachfolger natürlich mit Rat und Tat zur Seite. Aber irgendwann muss man diesen Schritt gehen. Selbstverständlich bleibe ich dem Verein auch in der Zukunft erhalten. Wir werden das schon packen!

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3 Antworten zu Nach Zweitliga-Aufstieg: Artern braucht neuen Vereinspräsidenten

  1. wenn ein Trainer uns so viel gutes hat beschert..ist es schon das Präsidentenamt wert..:D

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