Dieses Jahr nehmen wir Platz eins ins Visier

Arterns Trainer Michael Getschmann über erreichte Saisonziele, integrierte Eigengewächse und ein besonderes Geschenk

Von Alexander Krospe | Thüringer Allgemeine (Interview vom 23.12.2013)

2014-01-10-001ACG-Erfolgscoach Michael Getschmann verlor in der letzten Regionalligasaison mit seinem Team nur einen Kampf und erreichte mit der Vizemeisterschaft das beste Ergebnis im Ligabetrieb.

Mit etwas Abstand zum Samstagabend und dem verpassten Meisterschaftstitel in der Regionalliga Mitteldeutschland: Ist die Enttäuschung noch groß?

Ich bin nicht enttäuscht, sondern freue mich für die Jungs. Wir haben unser im Sommer ausgegebenes Saisonziel, Platz eins bis drei, erreicht. Daran müssen wir uns messen lassen. Es ist ja sportlich vollkommen normal, dass man ein Finale dann auch gewinnen möchte, wenn man einmal darin steht.

Aber der zweite Platz ist das bisher beste Ergebnis in der Männermannschaft über all die Jahre. Dass es dieses Jahr leichter war, ist gar keine Frage.

Weil die Gegner nach der Regionalliga-Reform nicht allzu hochklassig waren. Ihr Team hat dennoch in jedem Kampf die Spannung hoch gehalten. Wie ist das gelungen?

Wir haben in den verschiedenen Gewichtsklassen über die Saison verteilt mit fünf Eigengewächsen gerungen. Da standen auch die Athleten von außerhalb außen vor und die hatten dafür auch Verständnis. Das hat mich persönlich sehr stolz gemacht. Es war ja trotzdem in jedem Kampf spannend zu sehen, wie sich unsere Talente machen. Das hat die Spannung hoch gehalten. Man darf ja nicht vergessen, dass die Jungs erst 15 bis 18 Jahre alt sind.

Wer von den Jungspunden hat denn besonders überzeugt?

Ich habe mich sehr über Annulak Mannekul gefreut. Es war ja seine erste Saison im Männerbereich und er hat sich gut reingefunden, wird auch von den Alten akzeptiert. Auch Waldi ist eine richtige Stütze geworden. Doch wirklich riesig habe ich mich über Pascal Göbel gefreut. Der wollte ja am Anfang der Saison schon das Handtuch werfen. Wir haben dann einige Gespräche geführt und er hat eine richtig starke Saison abgeliefert. Auch am Samstag gegen Erik Engel, immerhin mehrfacher deutscher Vizemeister, hat er sich so stark verkauft und das Trainingskonzept voll umgesetzt. So muss das sein.

Warum hat es gegen Gelenau dennoch nicht gereicht?

Wäre Oldrich Varga nicht krank geworden, hätten wir am Samstag gewonnen. Der hätte den Matous Morbitzer locker besiegt. Aber damit konnte ja im Vorfeld keiner rechnen. Manche behaupten ja, wir haben ihn extra nicht aufgestellt, weil wir nicht aufsteigen wollten. Aber das ist Blödsinn! Um sieben Punkte aufzuholen, hätte es aber selbst mit Olda nicht gereicht. Da hätten wir noch einen Kampf mehr gewinnen müssen. Maximilian Heft zum Beispiel hat gegen Rico Richter einfach kein Mittel gefunden.

Im Hinkampf gab es das Problem mit dem ärgerlichen Übergewicht von Juan Nguyen. Was ist dort schiefgelaufen?

Das war überaus unglücklich, aber auch unprofessionell gemacht. Ich stand mit Juan an der Waage, die zeigte 74,1 Kilogramm an. Da habe ich ihn von der Wiegeliste gestrichen und Konstantin Kersten berufen. In dieser Zwischenzeit ist die Anzeige auf 74,0 Kilogramm umgesprungen. Als ich die Wiegeliste abgeben wollte, kam Juan, hat aber nicht deutlich genug kommuniziert, dass er doch das richtige Gewicht hat. Der Kampfrichter hätte es ja sogar bestätigt, wie er später verraten hat. Die ganze Aktion hat auch die Mannschaft runtergezogen. Aber wir haben das ausgewertet.

Rückblickend gesehen, was hat Ihnen in dieser Saison besonders im Team gefallen?

Die Jungs haben gemerkt, dass ich zeitlich auch nicht alles aus den Ärmeln schütteln kann. Aus der Mannschaft heraus kam das Signal, uns zu unterstützen. Dadurch merkt man, wie sehr das Team zusammengerückt ist. Es gibt keinen Streit, keinen Neid. Jeder hält für den anderen die Backe hin. Das ist ein so starker Zusammenhalt, der über finanzielle Interessen hinaus geht.

Gibt es schon Personalplanungen bezüglich der kommenden Saison?

Es wird mit Sicherheit Wechsel geben. Positionen möchte ich aber noch keine ansprechen, das wäre noch zu früh. Wir müssen auch sehen, was mit Olda ist. Und wir haben klar gesagt, wer sich sportlich weiterentwickeln möchte, dem legen wir keine Steine in den Weg. Der soll seine Chance ruhig suchen. Mit der verpassten Regionalliga-Meisterschaft wurde auch der Aufstieg in die 2. Bundesliga verfehlt.

Wie sehen die Ziele für das kommende Jahr aus?

Wir werden nächstes Jahr wohl Platz eins als Ziel ausgeben. Allerdings muss man sehen, wie die Regionalliga diesmal gestrickt wird. Mein Wunsch wäre zum Beispiel, eine wirkliche Regionalliga Mitteldeutschland, mit starken Teams aus Hessen auf die Beine zu stellen, denn die vermeintlich leichten Gegner füllen keinen aus. Aber nach Herrn Getschmann geht es ja nicht.

Neu ist auch die veränderte Gewichtsklasseneinteilung für Frauen und Männer. Was halten Sie davon?

Das ist für mich riesengroßer Hokuspokus. In keiner anderen Sportart wie im Ringen wird das Regelwerk so oft geändert. Schwachsinnig ist vor allem der künftige Gewichtsklassenunterschied zwischen den beiden Stilarten. Aber wir müssen das so hinnehmen und selbst erstmal gucken, wie wir damit zurechtkommen. Es wird uns in einigen Gewichtsklassen sicher auch positiv zu gute kommen. Aber die Regeländerung gilt ja ohnehin erstmal nur für Einzelmeisterschaften. Wie es in der Liga wird, müssen wir abwarten, wenn bis Ende Januar wohl eine Entscheidung getroffen worden ist. Danach wissen wir auch, wie wir unsere Mannschaft für die kommende Saison zusammenstellen müssen.

Jetzt können Sie nach all der Anspannung aber erst einmal in Ruhe Weihnachten feiern.

Ja, als viele andere schon zur Ruhe kamen, hatten wir in diesem Jahr den größten Druck. Jetzt ist erst einmal bis zum Training am 7. Januar Ruhe angesagt. Dann geht es von vorn los. Die Mannschaft hat mir am Samstag vier Karten für den Biathlon-Weltcup in Oberhof geschenkt. Da habe ich mich wirklich sehr drüber gefreut. Falls die dort wirklich zu wenig Schnee haben werden, sollen die von mir aus ruhig auch mit Rollski fahren.

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert