Die Jahre von 1919 bis 1945

Die Jahre von 1919 bis 1945

Nach viereinhalbjähriger Trainingspause wurde am 07. Januar 1919 die erste Versammlung wieder durchgeführt und mit dem Übungsbetrieb begonnen. Eine Turnhalle stand nicht zur Verfügung. Der Sportfreund Alfred Weiße stellte in seiner Gastwirtschaft (jetziges Objekt Flussmeisterei) einige Kellerräume für unseren Sportbetrieb bereit. Ohne offizielle Unterstützung wurde der Verein durch aktive Mitarbeit und finanzielle Beteiligung der Mitglieder schrittweise wieder aufgebaut. Nach kurzer Zeit stellten sich wieder erste Erfolge ein. Arno Ammeter war es, der im Ringen und Gewichtheben die ersten Meisterschaften im damaligen Gau Goldene Aue errang. Damit begann eine neue erfolgreiche Epoche im Arterner Schwerathletiksport.

Mit dem Heranwachsen der Jugend bekam der AC Germania wieder Zuwachs und man erarbeitete sich beachtliche Erfolge in Deutschlands Sportlager. Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden und Sportwart Karl Pillep sen. sowie dem umsichtig mitwirkenden Karl Bär wurden neue Übungssystematiken und – Umfänge zur Erhöhung der Beweglichkeit, Gewandtheit, Ausdauer und Kraft eingeführt. Diese Erweiterung des Trainingsumfangs wurde möglich, weil ab dem Jahr 1932 die Werkräume der früheren Ziegelei (jetziges Objekt Sporthalle Unstrutstraße) als Trainingsstätte genutzt werden konnten. Diese Ziegeleiräume wurden durch viele freiwillige Arbeitseinsätze und Geldspenden der Mitglieder in eigener Regie zu einer für damalige Verhältnisse anspruchsvollen Athletensporthalle umgebaut. Mittels der verbesserten Trainingsvoraussetzungen ging es insbesondere in der Jugendarbeit deutlich voran. Es gab keine Deutschen Verband-Jugendmeisterschaften mehr, wo die Germania-Jugend nicht auf Vorderfeldplazierungen zu finden war. Bis zu 10 Teilnehmer nahmen oftmals, und das ständig auf eigene Kosten, an Deutschen Titelkämpfen für die Grün-Gelben teil.

Der AC Germania Artern 1900 konnte in dieser aufstrebenden Phase sogar zwei strahlende Deutsche Jugendmeister stellen. Im Jahr 1929 erzielte Fritz Pillep in Stuttgart-Möhringen mit dem Titelgewinn im Gewichtheben den bis dahin größten Erfolg für die Arterner Schwerathletik und erkämpfte damit die erste Deutsche Meisterschaft für die Unstrutstadt Artern überhaupt. Die Arterner Einwohnerschaft empfing ihren Deutschen Meister am Bahnhof und geleitete ihn mit Musik in die Stadt.

Anläßlich der damaligen 600-Jahrfeier unserer Heimatstadt wurde dieser Erfolg noch im gleichen Jahr in der Stadtchronik verankert. Mit diesem Erfolg hatte der Schwerathletiksport in Artern den Durchbruch erzielt. Er wurde noch populärer und konnte sich einer ständig steigenden Mitgliederzahl erfreuen.

Zwölf Jahre nach dem Gewichthebertriumph war es Fliegengewichtsringer Heinz Abicht, der 1941 in Nürnberg alle seine Gegner besiegte und damit die zweite Deutsche Meisterschaft, diesmal im Ringen, an die Unstrut holte. Damit konnte der Athletenclub nun auch im Ringen seine Entwicklungstendenz eindrucksvoll bestätigen. Es war der letzte große Erfolg in der zweiten Etappe im Arterner Schwerathletiksport, denn die ältere Jugend stand bereits wieder auf den Feldern des II. Weltkrieges.

Vor dem Trainings- und Wettkampfdomizil „Veitskirche“ stellte sich Anfang der 30er Jahre die damalige Männerriege vor. Von recht nach links: Fritz Gebhardt, Karl Pillep jun., Arno Ammeter, Karl Siebenhüner, Karl Lang, Willy Winzer, Rudolf Grosche und Vereinsvorsitzender Karl Pillep sen.

Neben diesen zwei herausragenden Erfolgen setzten sich die Arterner Ringer und Gewichtheber sowohl bei Einzel- als auch bei Mannschaftswettbewerben immer wieder mit anspruchsvollen Ergebnissen in Szene. So erkämpften sich Karl Guckuk 1931 in Netzschkau im Gewichtheben und Alfred Abicht 1940 in Stuttgart im Ringen jeweils Bronzemedaillen bei Deutschen Jugendmeisterschaften. Die Jugend-Ringerstaffel mit Alfred Abicht, Heinz Abicht, Harry Fehse, Rudi Gebhardt, Erich Lannes, Rudi Schinköth, Hans Wagner und Kurt Wagner machte sich bereits zu dieser Zeit durch viel beachtete Siege gegen Vertretungen von Berlin, Hamburg, Niedersachsen und Suhl einen guten Namen.

Die Entwicklung im Jugendsport wirkte sich auch im Leistungsstand der Senioren aus. Die Ringermannschaft schaffte es bis zur damaligen höchsten Leistungsklasse, der Gauliga, der sie bis zum Kriegsbeginn angehörte.

Gegner waren u. a. die damaligen deutschen Spitzenmannschaften Jugendkraft Zella-Mehlis und Germania-Felsenfest Halle sowie ASV 1900 Gera, VFL Erfurt, ASV 1902 Sangerhausen und weitere Vereinsvertretungen. Unsere Grün-Gelben konnten sich in dieser Liga im Mittelfeld etablieren.

Aber auch bei Einzelmeisterschaften waren die Mitglieder dieses Mannschaftskaders auf Vorderfeldplazierungen zu finden. Es waren dies: Arno Ammeter, Fritz Büchner, Kurt Freitag, Fritz Gebhardt, Rudolf Grosche, Karl Lang, Karl Pillep, Otto Pillep, Alfred Rohkrämer, Werner Schachtzabel, Karl Siebenhüner, Arthur Steinhauf, Willy Winzer und Paul Wurm.

Im Gewichtheben gehörte unsere Mannschaft gleichfalls der Gauliga an, wobei mit besonderen Leistungen die Sportfreunde Kurt Freitag, Otto Gehlmann, Karl Guckuk, Fritz Pillep, Paul Schubert und Willy Winzer aufwarteten.

In den Rasenkraftsportdisziplinen gehörten in dieser Zeit Albert Braune, Gerhard Fensterer, Kurt Freitag, Karl Guckuk, Karl Kawe, Fritz Pillep, Richard Rabenhold und Gustav Rohkrämer mit dem Gewinn von mehreren Gaumeistertiteln und guten Plazierungen bei überregionalen Wettkämpfen zu unseren Besten.

So vergingen einige Jahre wechselhaft erfolgreichen Sportgeschehens ehe im Jahr 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, der dem Arterner Schwerathletiksport wiederum ein bitteres Ende bescherte. Über 30 Vereinsmitglieder kehrten nicht zurück. Sie mussten in diesem Krieg ihr Leben lassen. Von der Ringermannschaft blieben als einzige die Sportfreunde Arno Ammeter, Karl Pillep, Otto Pillep und Paul Schubert übrig.

Die Jugendringer- und Gewichthebermannschaft gehörte vor allem in den letzten Jahren vor dem zweiten Weltkrieg bis in das Jahr 1943, wo dann der Sportbetrieb vollständig erlag, zur deutschen Spitzenklasse.  Es verging kaum ein Jahr, in dem nicht Titel und Medaillen an die Grün-Gelben Nachwuchs-Youngster fielen. Im Rahmen der Jugend-Bezirks-Auswahlvertretungen von Halle stellten unsere Ringer und Gewichtheber die meisten und erfolgreichsten Teilnehmer.

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